Gerd Dicks – Multitalent des Motorsports

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Die alte Renn- und Rallye-Welt von Toyota war über Jahrzehnte sein zu Hause. Ein Leben am Limit. Gerd Dicks hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht, schraubte, organisierte, entwickelte und betreute. Noch heute ist der fast 70-Jährige tief mit Toyota verbunden.

Schrauben und organisieren, oft bis zur totalen Erschöpfung, dazu Staub, Lärm, Hunger und schlaflose Nächte. Wo andere nur verständnislos mit dem Kopf schütteln, Gerd Dicks erinnert sich gerne an die alte Renn- und Rallye-Szene. „Damals waren Rallyes noch richtige Abenteuer Veranstaltungen, gingen über mehrere Tage und tausende von Kilometern. Wir wohnten regelrecht im Auto.“ Rallyes bestimmten sein Leben. Genauso wie Toyota es tat – und es noch heute tut.

Alles beginnt Anfang der Siebziger Jahre. Dicks macht sich, nach ein paar Einsteigerjahren bei Koepchen-BMW, wo er die Rennfahrer Hans-Joachim Stuck und Hans Heyer betreute, als „Mann für Alles“ mit seiner Firma „Motorsport-Service“ selbstständig. Zu seinen ersten „Kunden“ gehören die Rallye-Autos von Toyota Deutschland. „Dort lernte ich die Fahrer Harald Demuth, Achim Warmbold, Ole Pallesson und Klaus Fritzinger kennen und arbeite mit ihnen eng zusammen“ sagt Dicks. Zugleich überträgt man ihm die technische Betreuung des Toyota Starlet-Cups.

Erster Titel eines japanischen Autos in Europa

Schnell wird man in der Szene auf das organisatorische und technische Talent vom Niederrhein aufmerksam. Auch Ove Andersson. Der schwedische Rallyefahrer holt Dicks in sein Toyota Team Europe, kurz TTE genannt, zuerst nach Brüssel und später nach Köln. Dort gründet Gerd eine Motoren-Abteilung und übernimmt den Rallye-Service. Wie gut und standfest diese Motoren sind, zeigt sich 1980. Achim Warmbold und sein Copilot Wolfgang Inhester gewinnen die Deutsche Rallyemeisterschaft für Toyota. „Es war der erste Meistertitel eines japanischen Autos in Europa“, sagt Dicks.

"Queen of Africa"

Unvergesslich bleiben für ihn die Jahre des großen Rallye-Sports. Gerd Dicks verantwortet den Aufbau und die Wartung von Gruppe-2- und Gruppe-4-Rallye-Motoren für nationale und internationale Events. Gleichzeitig kümmert er sich um die Weiterentwicklung der Toyota Gruppe-B-Turbo-Aggregate. Mit großem Erfolg. Der Gruppe-B-Motor steckt unter der Haube des Celica Twin Cam Turbo. Mit ihm tritt Toyota 1984 erstmalig bei der legendären East African Safari in Kenia an und Björn Waldegaard gewinnt auf Anhieb. Die Celica wird zur „Queen of Africa“.

Bei sechs Starts in Afrika gewinnt die Gruppe-B-Celica sechsmal. Mehr Ruhm und Ehre sind in der Szene kaum möglich. „Die East African war damals die härteste und brutalste Materialschlacht“, sagt Dicks, „da wirken andere Rallyes, wie beispielsweise die berühmte Rallye Elfenbeinküste, fast wie Picknick-Veranstaltungen.“ Pilotiert werden die Gruppe-B-Toyotas unter anderem von Björn Waldegaard, Juha Kankkunen, Per Eklund , Sandro Munari und Mohammed bin Sulayem aus Dubai, dem heutigen FIA-Präsidenten. Zu allen hat Dicks auch heute noch ein gutes Verhältnis.

Gerd Dicks

„In einem Job, der Spaß bringt,hatte ich nie das Gefühl, arbeiten zu müssen.“

Gerd Dicks

Sicherheitskriterien beenden schließlich die Gruppe B. Es folgt die seriennähere Gruppe A. Gerd Dicks baut nach neuem Reglement einen Toyota-Supra-Motor auf, zunächst als Sauger, später als Turbomotor. Die Belohnung winkt in Fernost: ein Sieg bei der Rallye Honkong-Bejing 1987. Damit nicht genug. Fortan stehen die Entwicklung und der Aufbau von Gruppe-A-Motoren für die Toyota Celica-4WD auf dem Programm. „Nach einiger Zeit waren wir so erfolgreich wie nie zuvor“, erinnert sich Dicks, „Carlos Sainz wurde zweimal und Juha Kankkunen und Didier Auriol Anfang der 90er-Jahre je einmal Weltmeister. Zudem sicherte sich Toyota 1993, 1994 und 1999 insgesamt drei Markenweltmeistertitel.“ Armin Schwarz wurde nebenbei noch Rallye Europameister mit Toyota.

Wechsel vom Motorsport in die Klassik-Szene

Multitalent Dicks koordinierte auch die Entwicklung eines V8-Twin-Turbomotors für die 24 Stunden von Le Mans. Ebenso managte er den Motorenbau vom Toyota Panasonic Formel-1-Team. Hier war er für den Motorenbau und die Zuteilung der Formel 1 Motoren zuständig. Als Toyota sich 2009 aus der Formel 1 zurückzieht, wendet sich Dicks neuen automobilen Interessen zu: dem historischen Motorsport und Klassik-Fahrzeugen. Zunächst kümmert er sich weltweit um die Klassiker von Toyota-Kunden und baut schließlich Toyota-Renn-Oldies und deren Motoren wieder neu auf. Darunter auch das Original der „Queen of Africa“. Sie restauriert Gerd Dicks komplett, fährt das Rallye-Auto bei historischen Motorsport-Veranstaltungen.

Und wie beginnt Gerd Dicks heute seinen Tag, wenn er vom Frühstückstisch aufsteht? Fast täglich geht er in seine nahegelegene Werkstatt in Kaarst, um dort unter anderem an einem ganz bestimmten Projekt zu arbeiten. „Ich baue gerade eine Rallye-Replica auf. Es ist die Kopie der African Queen“, verrät der 69-jährige. „Meine Original-Rallye-Celica hat mal etwas Ruhe verdient.“ Ruhe, die er sich selbst noch lange nicht gönnt.

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18. Februar 2022

Die Kraftstoffverbrauchs- und Emissionswerte wurden nach dem vorgeschriebenen EU-Messverfahren (VO (EG) Nr. 715/2007) ermittelt. Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und den offiziellen spezifischen CO₂-Emissionen neuer Personenkraftwagen können dem „Leitfaden über den Kraftstoffverbrauch, die CO₂-Emissionen und den Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen“ entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) unter www.dat.de unentgeltlich erhältlich ist. Gesetzl. vorgeschriebene Angaben gem. Pkw-EnVKV, basierend auf NEFZ-Werten. Die Kfz-Steuer richtet sich nach den häufig höheren WLTP-Werten.